Wer ein Foto mit einem unscharfen Hintergrund aufnimmt, möchte damit den Vordergrund von dem Hintergrund separieren. So kann man die Aufmerksamkeit auf ein Objekt lenken und verhindert, dass der Betrachter vom Hintergrund abgelenkt wird.
Zudem wirkt ein unscharfer Hintergrund im Vergleich zu Fotos mit scharfen Hintergrund in vielen Fällen professioneller. Man nimmt direkt an, dass das Foto jemand gemacht hat, der etwas von der Fotografie versteht.
Der unscharfe Hintergrund ist ein von vielen Foto- und Videografen angestrebter Zustand.
Einen unscharfen Hintergrund kann durch verschiedene Einflussfaktoren erzielt werden.
Um den unscharfen Hintergrund zu bestimmen, spricht man von Schärfentiefe oder auch Tiefenschärfe. Das Ziel ist also eine hohe Tiefenunschärfe bzw. geringe Schärfentiefe zu erreichen.
Beim Objektiv haben Blende, Brennweite und Abstand zum Motiv einen entscheidenden Einfluss auf die Schärfentiefe.
Die Blende (oder auch Lichtstärke) gibt an, wie viel Licht in das Objektiv gelangt. Je kleiner die Blendenzahl ist, desto mehr Licht kann in das Objektiv und auf den Sensor gelangen.
Merke: Offene Blende = kleine Blendenzahl = hohe Tiefenunschärfe
Je mehr Licht auf den Sensor gelangt, desto geringer wird die Schärfentiefe. Fokussiert man auf einen bestimmten Bereich innerhalb des Bildes, so werden Vorder- und Hintergrund unscharf. Dieser Effekt ist umso größer, je geringer die Blendenzahl ist.
Die minimale Blendenzahl steht üblicherweise bei Objektiven vorne neben der Brennweite. So könnte es beispielsweise 35mm 1:1.4 heißen, was einer minimalen Blende von f/1.4 entsprechen würde. Die 35mm geben dabei die Brennweite an.
Bei Zoom-Objektiven wird die Blendenzahl auch häufig in Bereichen angegeben, z. B. 18-55mm 1:2.8-4. Das entspricht einer minimalen Blende von f/2.8 bei 18mm Brennweite und einer minimalen Blende von f/4 bei 55mm Brennweite.
Eine hohe Hintergrundunschärfe erzielt man ab ca. einer Blende f/1.8.
Die Blende kann bei Objektiven innerhalb eines bestimmten Bereichs eingestellt werden. Üblich sind hier Bereiche bis zu f/22. Diese maximale Blendenzahl ist von Objektiv zu Objektiv unterschiedlich.
Die höchste Schärfe erzielt man übrigens nicht bei maximaler Blendenzahl, sondern normalerweise in Bereichen zwischen f/5.6 bis f/8. Aber auch hier unterscheiden sich die Objektive und man muss es immer bei jedem Objektiv testen.
Je geringer die minimal mögliche Blendenzahl bei Objektiven, desto teurer sind diese meist. Objektive mit einer Blendenzahl von f/1.4 oder geringer sind sehr komplex konstruiert, sehr begehrt und daher meist sehr teuer. Aber auch hier gibt es die Ausnahme von der Regel und es gibt gute Objektive zu günstigen Preisen.
Nicht nur die Blende beeinflusst die Schärfentiefe. Auch die Brennweite hat einen großen Einfluss auf diese.
Je höher die Brennweite, desto geringer ist auch die Schärfentiefe.
Bei einer hohen Brennweite kann man auch eine Kompression des Hintergrunds beobachten. Das heißt die Tiefenwirkung des Bildes nimmt ab. Hintergrund und Vordergrund rücken näher zusammen. Diesen Effekt kann man gut erkennen, wenn man mehrere Fotos mit gleichem Motiv und unterschiedlicher Brennweite aufnimmt.
Um nun einen möglichst unscharfen Hintergrund bei Fotos zu bekommen, sollte man eine möglichst hohe Brennweite mit einer möglichst geringen Blendenzahl wählen.
Beispiel: Eine Brennweite von 110mm mit einer Blendenzahl von f/2 wird eine wesentlich höhere Hintergrundunschärfe erzeugen als ein weinwinkliges Objektiv mit einer Brennweite von 24mm mit f/1.4.
Die Hintergrundunschärfe lässt sich dadurch erhöhen, indem man den Abstand zum Motiv verringert. Je näher man am abzulichtenden Vordergrund ist, desto unschärfer wird der Hintergrund.
Neben dem Objektiv hat aber auch die Kamera einen entscheidenden Einfluss auf die Schärfentiefe. Auch hier gilt in aller Regel: Je teurer die Kamera, desto leichter bekommt man einen unscharfen Hintergrund hin.
Doch ganz so leicht ist es hier nicht.
Bei der Kamera hat vor allem die Größe des Sensors einen Einfluss auf die Schärfentiefe.
Merke: Je größer der Kamerasensor ist, desto unschärfer ist auch der Hintergrund.
Bei Kamerasensoren unterscheidet man vor allem die folgenden Systeme bei aktuellen Kameras:
Daneben gibt es natürlich in Smartphones, Drohnen und anderen kleineren Kameras noch kleinere Kamerasensoren sowie Zwischengrößen.
Da die meisten Fotografen eine hohe Tiefenunschärfe bevorzugen, greifen viele zu Kameras mit Vollformat-Sensor. Diese gibt es mittlerweile von Sony, Canon, Nikon und Panasonic zu relativ erschwinglichen Preisen.
Panasonic und Olympus setzen seit Jahren auf Micro Four Thirds. Seit 2019 hat Panasonic allerdings auch eine Kamera mit Vollformat-Sensor im Programm.
Von Fujifilm gibt es Kameras mit APS-C- und Mittelformat-Sensor.
Mittelformat-Kameras können im Vergleich zu Vollformat-Kameras eine noch geringere Schärfentiefe bieten. Hierfür benötigt man dann allerdings auch ein Objektiv mit einer geringen Blendenzahl.
Mit einer Vollformat-Kamera mit einem Objektiv mit Blendenzahl f/1.4 wird man einen unschärferen Hintergrund erzeugen können, als bei einer Mittelformat-Kamera mit einem Objektiv mit Blendenzahl f/4.
Ein unscharfer Hintergrund mit dem Smartphone
Mittlerweile bieten auch immer mehr Smartphones die Möglichkeit Porträt-Fotos mit einem unscharfen Hintergrund zu erstellen.
Das iPhone hat beispielsweise einen Porträt-Modus, der einen unscharfen Hintergrund per Software erzeugt. Das klappt mal mehr gut, mal weniger gut. Nichtsdestotrotz wird es in Zukunft immer einfacher mit einfachen Mitteln ein schönes Foto mit unscharfem Hintergrund zu erstellen.
Ein unscharfer Hintergrund ist für viele Fotografen nach wie vor das Mittel der Wahl für professionell aussehende Fotos.
Da Kameras mit großen Sensoren immer erschwinglicher werden und es ein immer größer werdendes Angebot von Objektiven mit geringer Blendenzahl gibt, werden die Möglichkeiten professionelle Fotos mit unscharfem Hintergrund zu erstellen, immer einfacher.
Wie sieht ihr das? Seid ihr auch solche Bokeh-Fanatiker und ist ein unscharfer Hintergrund für euch auch das Maß aller Dinge? Oder habt ihr vielleicht eine ganz andere Meinung?
Achtung Werbehinweis: Auf dieser Seite werden manche Links mit einem Sternchen (*) ausgezeichnet. Dies bedeutet dann, dass es sich um einen sogenannten Affiliate-Link handelt. Wenn du auf solch einen Link klickst und etwas bestellst, bekomme ich unter Umständen eine Provision, welche sich von Anbieter zu Anbieter unterscheidet. Der Preis für dich unterscheidet sich aber nicht von dem normalen Preis! Auch hat dies keine Auswirkung auf die Links, welche ich setze. Ich nutze solche Affiliate-Links nur, wenn sie sich anbieten und zur Verfügung stehen. Ich danke für deine Unterstützung!
Schreibe einen Kommentar